Neuer Speichersee als Sonnenstrom-Batterie
Der im Walliser Richtplan festgehaltene Chummensee und Grengiols-Solar ergänzen sich optimal. Mit Sonnenstrom wird künftig Wasser über verschiedene Kraftwerkstufen in den neuen Speichersee gepumpt. Sonnenstrom wird für den Winter zwischengelagert.
Standort
Im Lengtal auf dem Gemeindegebiet von Grengiols soll das neue Speicherkraftwerk Chummensee entstehen.
Ganz oben im Lengtal
Das Lengtal ist ein Seitental des Binntals. Der grössere obere Teil des Tals liegt auf dem Gemeindegebiet von Grengiols (VS). Im unteren Teil bildet das Lengtalwasser die Gemeindegrenze von Grengiols und Binn (VS). Heiligkreuz ist der grösste Maiensäss im Tal. Im oberen Teil des Tals liegt das kleine Staubecken Chummibord, das heute schon das Wasser der verschiedenen Seitentäler zusammenführt. Oberhalb dieses Staubeckens soll der Speichersee Chummensee entstehen.
Die Gommerkraftwerke (GKW) werden das Chummensee-Projekt unabhängig von Grengiols-Solar vorantreiben. Die entsprechenden Machbarkeits- und Umweltverträglichkeitsstudien werden in Kürze durchgeführt.
«Die Kombination einer hochalpinen Solarstromproduktion mit einem Pumpspeichersee ermöglicht es, das ganze Jahr über saubere Energie zu nutzen. Das Pionierprojekt von Grengiols-Solar begeistert mich, weil es Klima- und Landschaftsschutz miteinander verbindet.»
Bertrand Piccard —
Solarpionier
Anlage
Heute wird das Wasser aus den Nachbartälern des Saflischtals in Laufkraftwerken genutzt. Neu gibt es zusätzliche Kraftwerksstufen und als Herzstück den neuen Speicher Chummensee.
Wasserkraftkapazität heute
Das Wasser aus dem Lengtal wird im heutigen Staubecken Chummibord gesammelt. Von dort fliesst es über eine Druckleitung zum Kraftwerk Heiligkreuz. Nachdem das Wasser turbiniert worden ist, fliesst es weiter im offenen Bach bis ins Ausgleichsbecken Ze Binne. Von dort wiederum gelangt das Wasser via Druckleitung ins Kraftwerk Ernen, anschliessend ins Kraftwerk Mörel und zuletzt ins Kraftwerk Massaboden in der Gemeinde Bitsch (VS). Über die verschiedenen Stufen werden jährlich 550 Gigawattstunden Strom produziert, davon 150 Gigawattstunden im Winter. Der Winterstromanteil liegt demnach bei tiefen 28 Prozent. Betrieben werden die Kraftwerksanlagen auf der gesamten Kaskade durch die Gommerkraftwerke (GKW), die Rhonewerke AG (Gemeinden Ernen und Mörel) sowie die SBB (Massaboden, Gemeinde Bitsch).
Geplanter Ausbau
Die bestehenden Kraftwerksanlagen der Gommerkraftwerke (GKW) – eine Gesellschaft der Groupe E, der EW Goms Holding und der Konzessionsgemeinden Ernen, Binn, Grengiols, Bellwald und Fieschertal – sollen hinsichtlich Winterproduktion und Speicherkapazität stark ausgebaut werden. Die Federführung liegt bei der GKW. Das Ausbaukonzept besteht aus einem neuen Wassersystem und dem neuen Chummensee.
Künftig gelangt das Wasser vom Chummensee über eine neue Druckleitung ins neue Kraftwerk und Ausgleichbecken Chummibord. Von diesem Ausgleichbecken fliesst das Wasser über die bereits bestehende Druckleitung zum Kraftwerk Heiligkreuz und wird turbiniert. Von Heiligkreuz fliesst das Wasser über einen neuen Druckstollen zum neuen Kraftwerk Ze Binne und wird dort turbiniert. Das Wasser der Binna lässt sich neu über Heiligkreuz bis in den Chummensee hochpumpen, um für den Winter gespeichert zu werden. Gegenüber heute wird das Wasser zwischen dem neuen Chummensee und Ze Binne dreimal turbiniert. Von Ze Binne fliesst das Wasser wie bisher über die Kraftwerke Ernen, Mörel und Massaboden in die Rhone.
«Mit den Staumauern leisteten unsere Ahnen Grosses für die Zukunft. Mit Grengiols-Solar machen wir einen weiteren Schritt.»
Nicole Schwery —
Bürgerin von Ernen
Der neue Chummensee
Der neue Speichersee ist etwas oberhalb des heutigen Staubeckens Chummibord vorgesehen. Der Chummensee ist Bestandteil der am Runden Tisch Wasserkraft – von der ehemaligen Bundesrätin und Energieministerin Simonetta Sommaruga 2021 einberufen – ausgehandelten möglichen neuen Speicherwasserkraftwerke in der Schweiz. Der Chummensee wird von der kantonalen Bau-, Planungs- und Umweltdirektorenkonferenz, der kantonalen Energiedirektorenkonferenz, der Konferenz der Gebirgskantone, von Umweltverbänden und von Energiewirtschaftsverbänden unterstützt. Der Kanton Wallis hat den Chummensee bereits in seinem Richtplan Wasserkraft aufgenommen.
Gemäss heutiger Planung fasst der Chummensee 48,5 Millionen Kubikmeter Wasser. Die Realisierung der neuen Wasserkraftanlagen dürfte sich – je nach Dauer der Bewilligungsverfahren – bis in die Dreissigerjahre hinziehen.
«Auch alpine Photovoltaik leistet einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des Energiesystems und zur Produktion von Strom im Winter.»
Jürg Rohrer —
Professor, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW)
Synergien Wasser- und Solarkraft
Die separaten Projekte Grengiols-Solar und Chummensee ergänzen sich perfekt. Anders als heute könnte das Wasser aus allen Tälern vom Binntal bis zum Saflischtal in den Chummensee hochgepumpt und dort für den Winter zwischengelagert werden. Der überschüssige Strom von Grengiols-Solar wird also im Sommer fürs Hochpumpen benutzt. Mit der Zwischenlagerung im Chummensee verlagert sich die Stromproduktion vom Sommer – wie politisch gewünscht und von der Versorgungssicherheit her nötig – in den Winter. Auch im Winter ergänzen sich Grengiols-Solar und Chummensee bestens. Durch die Produktion von Solarstrom muss weniger Wasser aus dem Stausee turbiniert werden. Dadurch bleibt das Wasser länger gespeichert und wird erst genutzt, wenn der Strom knapp ist. Fazit: Solarkraft und Wasserkraft bilden ein Dreamteam.
Und: Bei der Umsetzung von Grengiols-Solar und der neuen Wasserkraftkapazitäten lassen sich auch baulich Synergien nutzen, insbesondere im Bereich Erschliessung, Netzanbindung und Betrieb.